Was steckt eigentlich hinter dem Hype um die App Clubhouse?
Seit Wochen reden User auf Social Media von einer neuen App, die im Hype ist. Sowohl auf Twitter als auch auf Instagram sieht man schon beim Öffnen der App Beiträge von Influencern, die einen auffordern den Club beizutreten oder dem sogenannten Raum zu joinen. Doch um was geht es hier genau, wie funktioniert die es und was steckt hinter dem Hype?
Die App, die seit Wochen die Runde macht, nennt sich „Clubhouse“. Es handelt sich um eine Audio-App, bei der User – ähnlich wie bei einem Live-Podcast – Echtzeitgespräche mithören und gegebenenfalls partizipieren können.
In Clubhouse werden in den verschiedensten virtuellen Räumen über diverse Themen geredet. Die Moderatoren, die den jeweiligen Raum leiten, können jederzeit Sprecher auf die sogenannte Bühne stellen und durch die Funktion „Hand melden“ kann jeder Nutzer sein Interesse an einer aktiven Partizipation kundtun – andersherum können Moderatoren die Teilnehmer auch wieder stummschalten. Ebenso kann jeder Nutzer selbst Moderator werden, eigene Räume öffnen und sich über ein selbst ausgewähltes Thema mit anderen austauschen. Hierbei hat er die Wahl zwischen einer privaten oder öffentlichen Nutzung der Räume. Auf Clubhouse können User durch die verschiedenen Clubs, die auf der Plattform gegründet wurden, optimal ihren Interessen nachgehen. Täglich oder auch wöchentlich werden Sitzungen gehalten, dessen Termine der Einzelne im Kalender finden kann. Interessiert man sich beispielsweise für Politik oder Aktien kann man durch die Suche nach den entsprechenden Keywords auf zahlreiche Clubs, Räume und Personen stoßen, denen man beitreten oder folgen kann. Auf der persönlichen Startseite bekommt der App-Nutzer individuelle Vorschläge für öffentliche Räume, die den Interessen entsprechen und ohne großen Aufwand betreten werden können.
Wieso genau gibt es aber nun diesen Hype um Clubhouse?
Der Clou an der App ist, dass nicht einfach jeder x-Beliebige beitreten kann – nur mithilfe eines individuellen Einladungscodes von einem bereit beigetretenen Mitglied kann man selbst Teil des Clubs werden. Ausnahmsweise kann man sich auch auf die Warteliste setzen lassen. Dementsprechend schreitet das Wachstum der App verlangsamt voran und verhindert eine Überlastung der Plattform.
Das Beitreten wird jedoch nicht nur durch die obligatorische Einladung erheblich erschwert – Android User sind bisher (Stand 24.02.2021) komplett ausgeschlossen, da die App bisher nur im App Store verfügbar ist. Der Beitritt funktioniert folgendermaßen:
- Der Einzelne wird per SMS eingeladen und kann sich mit der Telefonnummer registrieren. Dabei muss darauf geachtet werden, die Nummer einzugeben, an die auch die Einladung geschickt wurde.
- Clubhouse fordert anschließend dazu auf, den richtigen Namen einzugeben und fragt nach der Erlaubnis, auf die Kontakte zuzugreifen (optional). Ebenso gibt es die Möglichkeit, sich mit seinem Instagram oder Twitter Konto zu verbinden.
- Gibt der Nutzer seine Kontakte frei, bekommt er eine begrenzte Anzahl an „Invites“ (= Einladungen), womit er neue User einladen kann. Invites können nur durch Freigeben des Adressbuches verschickt werden. Je länger der User die App benutzt, desto mehr Einladungen erhält er.
Der Hype um Clubhouse entstand also dadurch, dass die Invites/Einladungen auf eine Anzahl begrenzt wurde und die Entwickler es aber so aussehen lassen, als wäre die Nachfrage hoch. Dementsprechend wird bei vielen Menschen der „Fomo“-Effekt (Fear of missing out) ausgelöst – die Angst etwas zu verpassen. Dieser Effekt fördert den Hype zunehmend. Internationale Stars wie Elon Musk, Kanye West, Oprah Winfrey und Drake traten Clubhouse schon bei und befeuerten den Hype noch mehr. Auch deutsche Stars wie Thomas Gottschalk und Joko Winterscheidt oder Politiker wie Christian Lindner oder Fußballer starteten bereits Räume und tauschten sich mit Fans aus. Die Einladungen sind so angesagt, dass Clubhouse-User ihre übrigen Invites nun auch auf Ebay oder anderen Plattformen verkaufen.
Clubhouse ist eine ideale soziale Plattform, um sich während der Corona-Zeit mit anderen Usern weltweit auszutauschen oder um sich weiterzubilden – wie beispielsweise durch Q&A’s (Question & Answer) mit Personen des öffentlichen Lebens. Anders als bei Facebook, Instagram, Twitter und Co, können auf Clubhouse unangemessene und illegale Beiträge nicht ausgetauscht werden, sondern es spezialisiert sich nur auf die Gespräche und den Austausch.
Doch wie jede Social Media App hat auch Clubhouse seine Schattenseiten. Im Laufe der letzten Wochen entwickelten sich Hatespeeches und Belästigungen in der App. Hierbei handelt es sich um rassistische und antisemitische Räume und Nutzer, die Negativität auf der App Clubhouse verbreiten. Die Problematik hat sich so stark entwickelt, dass jeder User seit neuestem mit der Community-Guideline und der neuen Meldefunktion unangemessene Nutzer melden kann. Auch können Clubhouse und die Moderatoren seit kurzem Audio-Schnitte des Gespräches vorübergehend aufnehmend, um Belästigungen in der App zu stoppen. Jedoch muss der Moderator aufgrund Datenschutzes vor Beginn des Gespräches darauf hinweisen, dass die Diskussion aufgenommen wird. Bei einem unangemessenen Präsenz eines Users trägt nicht nur dieser Konsequenzen, sondern auch der Nutzer, der diesen eingeladen hat. Richtig: Jemand, der eine Einladung an jemanden weitergibt, übernimmt automatisch Verantwortung für denjenigen. Wer wen eingeladen hat, ist im Profil hinterlegt und kann auch einfach nachgelesen werden.
Es wurde bereits Kritik an der Plattform ausgeübt. Nutzer und auch Experten warnen vor der App, da durch die Freigabe aller gespeicherten Kontakte möglicherweise Schattenprofile erstellt und Daten gesammelt sowie weitergegeben werden. Darüber hinaus zweifeln User auch hinsichtlich der Aufnahmen von Gesprächen und fürchten, abgehört zu werden. Vor allem wird der mangelhafte Datenschutz sehr kritisiert, denn die Nutzer können nach Benutzen der App weder die eigenen Daten noch den Account dauerhaft löschen oder entfernen.
Obwohl Clubhouse erst im 2. Lockdown richtig durchstartete, gibt es die App schon seit dem ersten Lockdown im März 2020. Damals war die Plattform noch in der Beta-Phase und hatte weniger als 5000 aktive Nutzer. Schon im Mai wurde der Wert der App von Forbes auf 100 Millionen Dollar geschätzt. Verdanken können die Gründer Paul Davison und Rohan Seth (ehemalige Mitarbeiter der Suchmaschine Google und Plattform Pinterest) dies dem Investment der Riskokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz. Trotz des großen Investments warten die Investoren natürlich auf Ihre Rendite. Bis jetzt ist die App kostenlos und es wird auch keine Werbung innerhalb der Plattform geschalten. Noch wird besprochen, wie die Hype-App sich refinanziert. Die Macher haben schon kostenpflichtige Premium-Accounts sowie -Räume und -Clubs in Betracht gezogen oder über das Tipping-Modell nachgedacht, bei welchem Nutzer Trinkgeld hinterlassen können. Hier ist jedoch noch kein endgültiger Beschluss gefasst.
Es wird aber vermutet, dass der Hype – wie viele andere – nach einer Zeit vorüber ist. Clubhouse ist für viele Nutzer vorübergehend eine komfortable Art sich während des Lockdowns mit anderen Leuten über Audio-Only auszutauschen. Ob sich die App jedoch dauerhaft etabliert bleibt fragwürdig.